Wie viele Leute kennst du, die den exakt gleichen Musikgeschmack haben wie du? Eben! Deine Oma hört gerne Schlager, der Papa liebt 80er-Jahre-Bands und du selbst bist ein absoluter Swiftie? Wir alle mögen Musik, die oft nicht gegensätzlicher sein könnte. Nicht nur von Generation zu Generation, sondern auch innerhalb des Freundeskreises und unserem sozialen Umfeld. Aber warum ist unser vermeintlich guter Musikgeschmack eigentlich so unterschiedlich?

Wenn wir Radio hören, gibt es Songs, die wir mitsingen und offensichtlich auch gerne mögen. Aber es sind auch Lieder dabei, die so gar nicht unser Ding sind. Magst du die Musik deiner Großeltern? Sie mögen vermutlich Songs, die sie schon gehört haben, als sie jünger waren. Die Musik erinnert sie an vergangene Zeiten, sie ist bekannt und damit auch wohltuend. Aber dennoch vermutlich so ganz und gar nicht dein Geschmack. Oder vielleicht doch?

Songs, die jede Generation gerne hört

Es gibt auch Songs, die verschiedene Generationen vereinen: Wie "True Colors", veröffentlicht 1986 von Cyndi Lauper. Zehn Jahre später hat Disney den Song wieder aufgegriffen und in einem seiner Themenparks für eine Show genutzt. Weitere zehn Jahre später kam der Kinofilm "Trolls" in die Kinos und damit ein Cover des Songs "True Colors", gesungen von Justin Timberlake und Anna Kendrick.

Dass Oldies neu entdeckt werden, ist auch ein Phänomen der heutigen Zeit. In der beliebten App TikTok werden alte Klassiker wiederbelebt und erlangen als Remix oder Remaster erneuten Charterfolg. Eingebunden in TikTok Challenges werden Evergreens zu einem erneuten Trend und landen wieder in zahlreichen Playlisten, nicht nur auf Musik-Streaming-Plattformen, sondern auch im Radio.

Am 31. Januar hat Universal Music bekannt gegeben, dass sie den kompletten Katalog auf TikTok entfernen wollen. Die Lizenzverhandlungen mit der chinesischen Social-Media-Plattform seien gescheitert. Da Universal Music der weltweite Marktführer in der Musikindustrie ist, fehlen danach die aktuell größten Künstler:innen, darunter Taylor Swift, The Beatles, Lady Gaga, Helene Fischer, Billie Eilish, Drake u. v. a.

Aber wie kann es sein, dass viele Menschen genau diese Songs im Laufe der Jahre mögen, andere Lieder aber dafür nicht?

Emotionen beeinflussen unseren guten Musikgeschmack

Forscher:innen haben deswegen untersucht, wie unser Gehirn auf Musik reagiert. Dabei konnten sie nachweisen, dass Menschen Musik mögen, auf die ihr Körper angenehm reagiert oder auch Gänsehaut hervorruft. Studien haben auch den Zusammenhang zwischen Musik und Emotionen näher beleuchtet: Menschen reagieren unterschiedlich auf verschiedene Musikrichtungen. Du magst vielleicht lieber sanfte Songs, während dein Partner gerne Folk lauscht. Bei klassischer Musik fühlst du dich wohl oder verbindest damit eine bestimmte Person, eine gewisse Zeit oder einen Ort, an dem du den Song zum ersten Mal gehört hast.

Wie wir Musik empfinden, ändert sich während unseres Lebens: Sind wir traurig, suchen wir Songs, die uns trösten oder uns helfen, uns nicht allein mit unseren Emotionen zu fühlen. Haben wir etwas in unserem Leben erreicht, fühlen wir "We are the champions" von Queen in jeder Ader unseres Körpers – Powerpose inklusive!

Was ist mit unserer Persönlichkeit?

Unser Musikgeschmack geht aber noch tiefer: Nur, weil du Popmusik magst, heißt das nicht, dass du alle Popsongs magst. Studien in den letzten Jahren haben versucht zu belegen, wie der eigene Musikgeschmack mit der einzigartigen Persönlichkeit zusammen hängt. Es konnte wohl festgestellt werden, dass z. B. diejenigen, die eher offen sind, lieber vielleicht sanfte, anspruchsvolle Musik wie "What Was I Made For?" von Billie Eilish hören oder intensive Musik wie "Natural" von Imagine Dragons. Diese Untersuchungen werden allerdings auch oft dafür kritisiert, dass sie das Alter oder das Herkunftsland der Befragten außer Acht ließen.

Denn auch die Umgebung und die individuelle Stimmung eines jeden Mensch prägen den Musikgeschmack. Die Forschung konnte bestätigen: Wer in Lateinamerika aufwächst, mag schnellere tanzbare Songs, in Asien hingegen wird Musik entspannter produziert. Die meisten Menschen hörten nachts eher entspannende Musik, tagsüber aber eher intensivere.

Der eigene Musikgeschmack ist wohl auch eine Frage der sozialen Selbstdarstellung. Das haben zumindest Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik herausgefunden. Soll heißen: Menschen lehnen Musik beispielsweise dann ab, wenn diese nicht den eigenen Überzeugungen, dem Selbstbild oder der individuellen Ästhetik entspricht. Der soziale Einfluss ist also groß: Hören deine Freunde vorwiegend Rap, möchtest du vermutlich eher nicht auffallen, indem du zugibst, dass du gerne Schlager hörst.

So individuell gut wie die Musik, die wir hören

Unser Gehirn funktioniert auf einzigartige Art und Weise. Besonders auch, wenn es darum geht, Musik zu verarbeiten. Während du vielleicht körperlich auf bestimmte Lieder reagierst, gibt es andere Menschen, die das nicht tun. Dafür mögen diese gerne Songs, die ihren Ansichten entsprechen. Oder es ermöglicht ihnen den Zugang zu einer sozialen Gruppe. Es gibt Songs, die faszinieren, unterhalten und überraschen. Und dennoch mögen sie nicht alle Menschen.

Solange sich hier die Forschung nicht einig ist, bleibt nur noch zu sagen: Unser Musikgeschmack ist einzigartig. So individuell wie jeder Mensch.

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