Die Post-Punk-Szene blüht, wie ein Schneeglöckchen im Winter – besonders im Osten Europas. Mithilfe der Genres Dark Wave und Post-Punk drücken Bands die oft trostlose Stimmung in ihrem Zuhause aus, zwischen Plattenbauten und grauen Denkmälern. Dennoch versprühen die Songs eine gewisse Romantik und Zuversicht. Ein Musikstil wie eine Kerze in der Dunkelheit. Bist du bereit für etwas bittersüße Melancholie? Hier sind fünf Bands aus Osteuropa, die du kennenlernen solltest.

Bands aus Osteuropa: Molchat Doma aus Belarus

Wenn der Anblick der starren, farblosen Gebäude einer Großstadt einen Sound hätte, würde er wie Molchat Doma klingen. Doch “die Häuser schweigen”, wie der Bandname übersetzt heißt. Das Trio aus Minsk verleiht der postsowjetischen Tristesse einen Klang. Dieser bewegt sich zwischen Post-Punk und Synth-Pop, denn neben den charakteristischen Gitarrenmelodien und dem tiefen Gesang prägen elektronische Industrial-Beats und Synthie-Klänge die Musik der Band.

Molchat Doma lassen sich von ihren Vorbildern aus der Dark Wave- und Gothic-Szene der 80er-Jahre inspirieren, kreieren dabei aber ihren eigenen, unverkennbaren Sound. Ihre Texte behandeln Beziehungen, den Alltag und existenzielle Gedanken. Die Musik fühlt sich an wie ein Spaziergang durch die graue Stadt, während man über das Leben und seine Bedeutung nachdenkt. Es ist kalt und laut um einen herum, doch tief im Inneren ist etwas Schönes, das einem Wärme und Zuversicht schenkt.

Tovarish Astronom aus Estland

Товарищ Астроном ist eine Band aus Tallinn, Estland, und damit aus einem weiteren Land der ehemaligen Sowjetunion. Wie Molchat Doma, singen auch sie auf Russisch. Ihr Post-Punk klingt jedoch eher verträumt und soft. Er ist ebenfalls sehr melancholisch und gleichzeitig tröstlich. In den Texten geht es um Gefühle, Alltagsgedanken, Heimat, Zugehörigkeit.

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Die Lieder von Tovarish Astronom hören sich wie Aufnahmen aus dem Proberaum an, was dem Ganzen einen richtigen DIY-Charakter verleiht. Sie klingen ein wenig wie das Erwachen der Stadt im Morgengrauen, nach einer kalten Nacht. Oder wie die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings nach einem kalten Winter.

Trupa Trupa aus Polen

Die vierköpfige Band aus Gdańsk sind ein weiteres Beispiel für aufstrebende Bands aus Osteuropa: Trupa Trupa singen auf Polnisch und Englisch und haben durchaus Ähnlichkeit mit britischen Kollegen der Szene. Ihr Sound ist roh, energetisch und geht in eine etwas härtere Richtung, wobei er auch einen gewissen Groove hat. Post-Punk trifft hier auf Art-Rock. Die eindringlichen Melodien, zusammen mit dem finsteren, fast schon bedrohlichen Gesamtklang, eignen sich hervorragend, um seine Wut rauszulassen.

Doch hinter all der Dunkelheit steckt letztendlich Optimismus. Denn während Trupa Trupa die tiefsten Abgründe der Menschheit erkunden, laden sie dazu ein, sich gemeinsam eine schönere Welt zu erträumen. Lass dich darauf ein – schließlich gibt es immer ein Licht am Ende des Tunnels.

STADT aus der Ukraine/ Serbien

ШТАДТ ist das deutsche Wort “Stadt” mit kyrillischen Buchstaben geschrieben. Dabei handelt es sich um das Solo-Projekt von Dmytro Filiushyn. Der internationale Künstlername spiegelt auch seine Karriere wider: Dmytro kommt aus der Ukraine, wohnt inzwischen in Serbiens Hauptstadt Belgrad und singt auf Russisch und Englisch.

Die Musik drückt akustisch das Innenleben des Künstlers aus: Verwirrung, Durcheinander, Wut, Selbsthass – hierfür verwendet er einen sehr elektronisch geprägten Dark-Wave-Sound. Die Songs von STADT sind hypnotisch, bedrückend, irgendwie mysteriös und zugleich aber auch groovy. Die Inspiration durch Grunge und Post-Punk vergangener Jahrzehnte verwandelt der Künstler in seinen eigenen Industrial-Sound und erschafft so seine düsteren Klangwelten.

Audiokasseta aus Russland

80er-Nostalgie trifft auf zeitlose Melancholie. Аудиокассета ist ein Duo aus Altai – eine Region mitten in Russland, geprägt von Gebirge und Wäldern. Der Bandname ist Programm, denn ihre Musik klingt tatsächlich ein wenig wie eine Zeitkapsel: eine alte Kassette, die man auf dem Dachboden gefunden, entstaubt und in den Player gesteckt hat. Das heißt aber keineswegs, dass die Band altbacken klingt. Unter den klassischen Post-Punk und New Wave mischen sich moderne Stilelemente, wie Autotune und Dance-Beats.

Die Musik ist eher schnell und durchaus tanzbar – perfekt, um die Sorgen und negativen Gedanken wegzuschütteln. Die Texte handeln von Liebe, Gefühlen, dem Leben und dem Sinn von dem Ganzen. Trotz der etwas depressiven Stimmung klingt auch Audiokasseta irgendwie hoffnungsvoll und schön. Wie ein Blumenstrauß auf dem kalten Schnee. Auf einem Friedhof.

Melancholie, Nachdenklichkeit – irgendwas zwischen Verzweiflung und Hoffnung. So könnte man den Sound von Post-Punk und Dark Wave von den oben genannten Bands aus Osteuropa beschreiben. Er ist auch romantisch, wie ein Graffiti-Herz auf Beton. Wer mehr davon will, sollte sich die von Molchat Doma zusammengestellte Playlist anhören. Setze deine Kopfhörer auf und genieße diese besondere Stimmung, wenn die Nacht zum Tag übergeht.

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