Es sollte eine harmlose Weihnachtskarte aus dem Kanzleramt werden. Doch dabei machte die federführende Integrationsbeauftragte der Bundesregierung alles falsch, was man als Politikerin mit mangelhaftem Bezug zum wahren Leben falsch machen kann.

Annette Widmann-Mauz heißt die gute Frau, die sich — auch, wenn sie den misslungenen Weihnachtsgruß ihrer Pressestelle zuordnet — für das Malheur rechtfertigen muss. In der Tat ist es ziemlich albern, eine offensichtliche Weihnachtsgrußkarte in den digitalen Orkus zu entlassen, und darauf einen plakativen Bogen um das eigentliche Thema zu machen, um allen möglichen religiösen Empfindsamkeiten gerecht werden zu wollen: „Egal, woran sie glauben …” Das war’s.

Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken und bei einigen Politikern — sowohl aus Widmann-Mauz’ CDU als natürlich auch von weiter rechts — ließ nicht lange auf sich warten. Und so albern der Verzicht auf das Wort „Weihnachten” in der Tat ist: Der eigentliche Skandal ist, dass Widmann-Mauz — oder wer immer die Karte verzapft hat — nicht von alleine auf die Idee gekommen ist, dass man so nichts weiter erreicht, als Öl ins Feuer der einschlägigen Wutbürger und ihrer politischen Vordenker zu gießen. Der Teil der Andersgläubigen, der sich an einer unrelativierten Erwähnung des zentralen christlichen Feiertags gestört hätte, wäre wohl denkbar gering gewesen. So hingegen bestätigt man ohne Not die Vorurteile all jener, die hanebüchenerweise den heraufziehenden Untergang des christlichen Abendlandes wittern.

Weihnachtskarte aus der Bastelhölle

Die künstliche Erregung über diesen letztlich völlig egalen Fehltritt der Integrationsbeauftragten und/oder ihrer Mitarbeiter lässt das eigentlich verstörendste an der ganzen Sache zu Unrecht völlig in den Hintergrund treten: Wer in aller Welt hält es für eine angemessene, hochwertige und vielleicht sogar witzige Idee zur Repräsentation eines Bundesamts, ein lapidares Gruppenfoto mit hineinretuschierten (eigentlich ist das Wort schon viel zu hoch gegriffen), schlecht imitierten 2D-Weihnachtsmützen und anderem Deko-Quatsch zu garnieren? Jede Kita-Bastelgruppe hätte etwas Stilvolleres zusammengeschnippelt. Mit Schere, Kleber und Tonpapier — und ohne Vorlage.

Damit wären dank dieser Was-auch-immer-Grüße (auf der zweiten Seite folgten gute Wünsche für 2019) zumindest die Neujahrsvorsätze der Absender klar umrissen: Fingerspitzengefühl üben und an der Volkshochschule einen Anfängerkurs in Bildbearbeitung belegen. MS Paint ist so 2018 — mindestens.

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