Am 1. Oktober ist offizieller Vegetariertag. Bereits 1977 wurde er ins Leben gerufen. Heute leben in Deutschland 7,8 Millionen Vegetarier und 900.000 Veganer in Deutschland. Ich gehöre nicht dazu — aus gutem Grund. Ein Kommentar.

So viel muss selbst ich eingestehen. Vegetarismus ist längst kein vorübergehender Trend. Gemäß Vegetarierbund entscheiden sich jeden Tag 2.000 Menschen in Deutschland für eine vegetarische Ernährungsweise — nicht nur am Vegetariertag. Grundsätzlich finde ich die Idee sehr smart, gerade wenn es darum geht Tieren die Massentierhaltung zu ersparen. Wenn dies das vorrangige Argument der Vegetarier wäre, haben sie mich voll überzeugt. Nur leider stelle ich fest, dass der Trend des Vegetarismus immer mehr zu einer unnötigen Verhipsterisierung verkommt. Ein Zeichen setzen, in dem das eigene Idealbild und damit das Image vor sich hergetragen wird, um die eigene Reputation zu optimieren. „Ich bin ein Gutmensch und du bist es nicht, denn du isst Fleisch.“

Noch einmal: Ich bin sofort dabei, wenn es darum geht weniger (!) Fleisch zu essen und, noch wichtiger, bewusst Fleisch zu essen. Nur dann sind wir auch global in der Lage mit unseren Ressourcen auf der Erde vernünftig hauszuhalten. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Vegetarier-Argument 1: Tierschutz

Tiere dürfen nicht sterben. Tiere dürfen nicht geschlachtet werden. Tiere müssen leben. Schon das erste Vegetarier-Argument ist eher ein Glaube, denn ein Argument. Fest steht: Tiere sterben auch, wie die Menschen und bereits seit dem es den Menschen gibt, werden Tiere auch geschlachtet, genauso wie Tiere oft genug Menschen töten — nur aus Überlebensgründen. Problematisch ist tatsächlich die Massentierhaltung, die in einem maßlosen Fleischkonsum begründet liegt. Daher sollten wir alle bewusster Fleisch essen, darauf achten, wo das Fleisch herkommt, mehr regionale Produkte und insgesamt schlicht weniger Fleisch essen. Das klingt so einfach, aber als überzeugter Fleischesser weiß ich, dass das nicht immer leicht ist. Die Verführung lauert überall — von der Speisekarte bis hin zur Werbung.

Vegetarier-Argument 2: Klimaschutz

Vegetarismus sei ja viel klimafreundlicher, da Obst und Gemüse nicht wie die Tiere über den ganzen Globus verschickt werden. Außerdem müssten immer mehr Weideflächen angelegt werden — zu Lasten von Waldflächen, die uns mit Sauerstoff versorgen. Das Argument zieht bei mir nicht und auch Studien belegen, dass insbesondere verarbeitete Vegetarier- und Veganer-Kost teilweise sogar schlechter in der Klimabilanz abschneiden, als Fleischprodukte. Schließlich wächst so eine vegane Gemüsefrikadelle nicht am Baum, genauso wenig wie das panierte Sojaschnitzel. Riesige Sojaanbauflächen werden benötigt, um so viel Pseudofleisch zu produzieren. Von der benötigten Produktionsenergie einmal ganz abgesehen.

Vegetarier-Argument 3: Gesundheit

Vegetarier ernähren sich viel gesünder. Wenn es nach dem propagierten Idealismus mancher Vegetarier geht, könnte man das meinen. Doch auch hier belegen zahlreiche Studien etwas anderes. Nach einer neuesten Untersuchung von Stiftung Warentest wurden in vielen verarbeiteten, vegetarischen Produkten schädliche Zusatzstoffe, wie etwa Mineralöle, gefunden. Nicht so lecker. Wenn es nach mir geht, sollte man es so halten, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: Eine vegetarische Ernährung, die Eier und Milch einbezieht, kann durchaus ausgewogen sein. Allerdings ist Vegetarismus nicht vom Prinzip her gesünder. Denn wer sich zu fettreich und zuckerreich ernährt, dem nützt auch das gesündeste Gemüse nichts.

Daher lautet meine Devise: Sich hin und wieder vegetarisch ernähren — unbedingt. Auf Fleisch aus ideologischen Gründen verzichten — unnötig. Fest steht: Die heutigen Lebensmittel, einschließlich verarbeiteter Produkte, waren nie auf einem qualitativ hochwertigeren Stand und damit gesünder als heute. Wer also bestimmten Ernährungstrends folgt, um für sich etwas Gutes zu tun, ist das nur zu begrüßen. So tue ich es auch. Nur versucht anderen Menschen nicht einzureden, dass jede andere Ernährungsform verachtenswert ist. Die Lösung liegt wie so oft zwischen den Extremen — also ernährt euch einfach bewusster und wir haben einen Punkt in der Ernährungsdebatte gesetzt — mit oder ohne Vegetariertag.

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