Punk ist tot. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wenn es dafür noch einen Beweis gebraucht hätte: Der am 25. Oktober begangene Sei-heute-ein-Punk-Tag wäre es.

Was machen wohl Menschen an so einem Tag, die sonst ein normales Leben führen und plötzlich der Aufforderung folgen, einfach mal was Verrücktes zu machen und einfach sie selbst zu sein? Ich will ja niemandem zu nahe treten – aber viel mehr als mit der verranzten Jeans, die man für den Putztag rausgelegt hat, ins Büro zu tigern und sich vorzustellen, wie es wäre, das Frühstücksmüsli mit Korn anstatt Milch anzurühren, wäre bei den meisten wohl nicht drin.

Das, was Punk einmal bedeutete, als er noch lebte, will niemand sein, der es nicht sowieso schon ist. Denn Punk war eine Protestbewegung gegen das Leben, das einen umgab – geboren im tristen britischen Arbeitermilieu, verbreitet in aller Welt unter allen, die das, was war, nur noch ankotzte. Punk war vor allem eines: Zurückkotzen.

Je asozialer und schockierender, desto punkiger. Mit Politik und Links sein hatte das alles eigentlich nichts zu tun – wenn es überhaupt einen gesellschaftlichen Anspruch gab, war das am ehesten der unausgegorene Traum von nihilistisch angehauchter Anarchie. Mann konnte Punk und Links sein – die meisten waren es. Aber es war beileibe nicht ein und dasselbe. Schließlich setzt die politische Linke nicht zuletzt auf einen starken Staat. Und der gehört unter Punks zu den Erzfeinden.

Diagnose: Punk ist tot

Ja, es gibt noch Punks. Aber die, die es wirklich im althergebrachten Sinne sind, werden für ihr Schnorrerdasein in der Fußgängerzone eher bemitleidet als gefürchtet. In einer dermaßen abgestumpften Ego-Gesellschaft, wie die unsere es mitunter zu sein scheint, ist kaum noch Potenzial für so eine Jugendbewegung. Zumindest nicht für deren Anspruch, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen.

Das letzte große Aufbäumen des echten, alten Punks waren die Chaostage, die Mitte der Neunziger Hannover in Angst und Schrecken versetzten. Das war nicht schön, das war nicht sympathisch – aber es war schockierend und spektakulär. Alles was heute unter dem Punker-Etikett eine moralisch wertvolle Individualismus-Schiene fährt, hat den Geist des Punks zwar aufgegriffen, aber dabei so weit entfremdet, dass es eigentlich nicht mehr wirklich etwas damit zu tun hat.

Punk ist tot – zumindest in seiner althergebrachten Form. Und da er längst alles gesagt und seine unauslöschlichen Fußspuren in der Gesellschaft und der Jugendkultur hinterlassen hat, ist das auch nicht weiter schlimm.

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