Mister Spex schließt internationale Filialen im Rahmen von „SpexFocus“-Restrukturierung

Mister Spex schließt internationale Filialen im Rahmen von „SpexFocus“-Restrukturierung

Mister Spex Filiale in Graz. Neben dieser österreichischen Niederlassung werden auch alle weiteren internationalen Stores geschlossen, da sich das Unternehmen wieder stärker auf den Heimatmarkt fokussiert.Der Online-Optiker Mister Spex zieht sich im Rahmen seines neuen Spar- und Restrukturierungsprogramms „SpexFocus“ weitgehend aus dem internationalen stationären Geschäft zurück. Die Geschäftsleitung gab kürzlich bekannt, alle acht Auslandsfilialen zu schließen, darunter fünf in Österreich, zwei in Schweden und eine in der Schweiz. Dieser Schritt ist Teil eines größeren Maßnahmenpakets, mit dem das Unternehmen nach enttäuschenden Geschäftszahlen im ersten Halbjahr 2024 wieder auf profitablen Kurs kommen will.

Die Entscheidung, sich aus dem internationalen Einzelhandel zurückzuziehen, kommt nach einer Phase, in der Mister Spex stark expandierte. Ursprünglich setzte das Unternehmen vor allem auf den Online-Vertrieb von Brillen, Kontaktlinsen und Zubehör. In den letzten Jahren verfolgte Mister Spex jedoch eine intensive Omni-Channel-Strategie, die auf die Ergänzung des Online-Geschäfts durch physische Stores setzte. Diese Läden sollten die Kundenerfahrung verbessern und zusätzliche Zielgruppen erschließen. Allerdings scheint sich diese Strategie im Ausland nicht wie erwartet rentiert zu haben.

Die Schließung der internationalen Filialen erfolgt im Kontext des Transformationsprogramms „SpexFocus“, das eine umfassende Verbesserung der Rentabilität zum Ziel hat. Mister Spex plant mit diesem Programm, das operative Ergebnis (EBITDA) mittelfristig um mehr als 20 Millionen Euro zu verbessern. Laut Unternehmensangaben werde allein die Schließung der internationalen Standorte dazu beitragen, den freien Cashflow sowie das bereinigte EBITDA jährlich um rund 2 Millionen Euro zu erhöhen.

Neben der Schließung der Filialen im Ausland setzt Mister Spex auf weitere Einsparungen, die das Kerngeschäft betreffen. Unter anderem sind deutliche Preisanpassungen geplant, ebenso wie eine Reduzierung von Rabattaktionen, die in den vergangenen Jahren häufig genutzt wurden, um den Absatz anzukurbeln. Außerdem stehen Personalmaßnahmen im Raum, was auf eine potenzielle Reduzierung der Mitarbeiterzahl schließen lässt. Mister Spex begründet diese weitreichenden Maßnahmen mit den enttäuschenden Umsatzzahlen und Ergebnissen im ersten Halbjahr 2024.

Konkret erwirtschaftete Mister Spex in den ersten sechs Monaten des Jahres nur einen geringen Umsatzanstieg, der deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Noch schwerer wiegt das schwache Ergebnis, das den Druck auf das Management erhöhte, rasch gegenzusteuern. Finanzanalysten bewerten die Entscheidung, die Expansion im Ausland zurückzufahren, grundsätzlich positiv, mahnen jedoch an, dass dies kurzfristig zu Belastungen und Unsicherheiten führen könnte.

Für Mister Spex bedeutet der Rückzug aus dem Auslandsgeschäft einen strategischen Richtungswechsel. Nachdem das Unternehmen vor einigen Jahren den Schritt an die Börse wagte und zeitweise mit großem Optimismus international expandierte, folgt nun die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft und den Heimatmarkt Deutschland. Der Heimatmarkt bietet nach Einschätzung des Managements immer noch enormes Potenzial, da Mister Spex hier weiterhin eine starke Marke mit hoher Bekanntheit und Kundenloyalität besitzt.

In der offiziellen Stellungnahme des Unternehmens betonte Aufsichtsratschef Tobias Krauss, dass die nun getroffenen Entscheidungen zwar hart, aber notwendig seien. Er erklärte ausdrücklich, dass eine tiefgreifende Restrukturierung unumgänglich sei, um das volle Potenzial von Mister Spex langfristig auszuschöpfen. Es sei jetzt entscheidend, die Rentabilität konsequent in den Mittelpunkt zu stellen, auch wenn dies kurzfristig zu Einbußen führe.

Analysten erwarten, dass Mister Spex durch das Transformationsprogramm kurzfristig zwar Belastungen hinnehmen muss, langfristig jedoch die Voraussetzungen schafft, um nachhaltig profitabel zu wirtschaften. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit durch schnelles Wachstum und aggressive Expansionspläne durchaus auf sich aufmerksam gemacht, konnte zuletzt jedoch die hochgesteckten finanziellen Erwartungen nicht erfüllen. Die Maßnahmen von „SpexFocus“ sind daher auch als klares Signal an die Finanzmärkte zu verstehen, dass die Profitabilität oberste Priorität besitzt.

Kunden in Österreich, Schweden und der Schweiz könnten die Schließungen bedauern, doch laut Mister Spex werde man die betroffenen Märkte weiterhin online bedienen. Das Online-Geschäft sei ohnehin die stärkste Säule des Unternehmens und habe sich auch im Ausland bewährt. Der stationäre Rückzug ändere daran nichts, betonte das Unternehmen. Tatsächlich könnte Mister Spex von einer stärkeren Online-Konzentration sogar profitieren, da operative Kosten für den Betrieb physischer Stores im Ausland wegfallen.

In der deutschen Öffentlichkeit wird die Entwicklung unterschiedlich bewertet. Während einige Kommentatoren die Notwendigkeit der Restrukturierung anerkennen, stellen andere die Frage, ob sich Mister Spex mit dem Rückzug möglicherweise Wachstumschancen entgehen lässt. Klar scheint jedoch, dass die getroffenen Maßnahmen zunächst unumgänglich sind, um das Unternehmen auf eine solide wirtschaftliche Grundlage zurückzuführen.

Für das Jahr 2024 musste Mister Spex aufgrund der Restrukturierung die eigenen Prognosen nach unten korrigieren. Statt des ursprünglich geplanten Wachstums steht nun Konsolidierung im Vordergrund. Investoren beobachten diese Entwicklung aufmerksam. Gelingt es dem Management, die Rentabilität signifikant zu steigern, könnte das Unternehmen gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. Scheitern die Maßnahmen jedoch oder verzögern sich entscheidend, könnte dies langfristig negative Auswirkungen auf das Vertrauen der Aktionäre haben.

Insgesamt zeigt sich, dass Mister Spex in einer wichtigen Phase der Umorientierung steckt. Der Rückzug aus dem Ausland und die Konzentration auf die eigenen Stärken könnten richtungsweisend für die Zukunft des Unternehmens sein. Gleichzeitig bleiben Herausforderungen bestehen, insbesondere der Umgang mit möglichen Auswirkungen auf Image und Kundenbeziehungen in den nun verlassenen internationalen Märkten.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Mister Spex mit „SpexFocus“ den richtigen Weg eingeschlagen hat. Die grundlegenden Voraussetzungen, um weiterhin erfolgreich zu sein, sind gegeben. Entscheidend wird jedoch sein, wie effektiv das Unternehmen seine Maßnahmen umsetzt und ob es gelingt, gleichzeitig bestehende Kunden zu halten und neue Zielgruppen online erfolgreich anzusprechen. Mister Spex steht somit vor einer richtungsweisenden Herausforderung, deren Ausgang die Zukunft des Unternehmens maßgeblich prägen könnte.

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