Man kann wahrlich nicht behaupten, dass Migranten in Deutschland in den letzten Jahren kein ausreichend beleuchtetes Thema gewsen wären. Trotzdem ist der Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der auf den 20. Januar fällt, eine gute Gelegenheit, sich der Sache bewusst anzunähern.

Vielleicht bietet sich der Impuls für mich auch besonders an, da das Thema Migration und Flüchtlinge meinen Alltag nur indirekt prägt — nämlich weil ständig jemand darüber berichtet, diskutiert, streitet, redet. Das bei weitem Nervigste daran: Die Unfähigkeit, zu differenzieren; im Zweifelsfall, weil die Realität den Ansprüchen der eigenen politischen Ausrichtung untergeordnet wird. Kann man für sich so machen — wird aber extrem anstrengend, wenn man mit anderen Leuten nichts anderes anfangen kann, als sie in die eine oder andere Schublade zu stecken.

Ich kann der Meinung sein, dass ich keine pauschale kulturelle Bereicherung aus Ländern brauche, deren Kultur nicht viel bereithält, womit ich mich identifizieren kann. Was keineswegs bedeutet, dass ich die Kultur in meinem eigenen Land — den Begriff „meine Kultur” vermeide ich bewusst — für unantastbar und das Maß der Dinge halte. Und vor allem muss ich deshalb nicht der Meinung sein, dass Menschen aus diesen Ländern keine Chance verdient hätten, in meinem Land ihr Glück zu suchen und zu finden. Es ist die alte Leier von leben und leben lassen. Die natürlich auch beinhaltet, dass Migranten in Deutschland ebenso wenig ohne Rücksicht auf Verluste ihr Ding durchziehen sollten. Ich kann der Meinung sein, dass, wer das tut, seine Chance verwirkt hat — unabhängig davon, ob sein Herkunftsland nun sicher ist oder nicht. Und ich kann trotzdem der Meinung sein, dass das kein Grund ist, dessen Landsleuten pauschal den gleichen Unwillen zur Integration zu unterstellen.

Migranten in Deutschland: Integration ist eine Frage des leben und leben Lassens

Man könnte dieses Rad immer weiter drehen, egal, ob bei diesem oder einem beliebigen anderen Thema. Das Problem ist, dass individuelle Betrachtungsweisen im Einklang mit allgemeingültigen politischen Lösungen fast schon ein Paradoxon sind. Und der Blick auf die Dinge durch eine parteipolitische Brille macht das ganze noch viel schwieriger. Umso mehr, wenn es durchaus um Differenzierung bemühte Sichtweisen gibt (Straftäter konsequent bestrafen und ausweisen, Integration fördern), die im der realitätsfernen Bürokratiemühle dann aber wieder so pervertiert werden, dass offensichtlich beratungsresistenten Gewalttätern schulterzuckend neue Chancen gegeben werden, während seit Jahren wunderbar integrierte Migranten in Nacht- und Nebelaktionen rausgeworfen werden, weil ihre Staatszugehörigkeit eine gute Gelegenheit darstellt, die entsprechende Statistik aufzubessern und die Welt der Paragrafen nunmal kein Fingerspitzengefühl kennt.

Also: Am Weltmigrationstag einfach mal die schwarz-weiße Brille absetzen — und danach nicht wieder aufsetzen. Ein bisschen mehr Mut, Individualität zuzulassen (und sich selbst zuzugestehen), schafft eine freiere Sicht auf reale Verhältnisse — nicht nur, aber gerade beim Thema Migration in Deutschland.

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