Es gab Zeiten, in denen Marius Müller-Westernhagen stolz auf die ihm verliehenen Echo-Trophäen blickte. Insgesamt sieben Exemplare des einst so begehrten Musikpreises darf der Musiker sein Eigen nennen – doch das will er nicht mehr. Vielmehr will Westernhagen seine Echos zurückgeben. Der Grund dafür liegt auf der Hand, denn nach dem Skandal um die Auszeichnung der wegen antisemitischer Textzeilen in scharfer Kritik stehender Rapper Kollegah und Farid Bang hat der Vollblutmusiker den Stolz auf seine Auszeichnungen verloren …

Zwischen 1992 und 2017 wurden dem heute 69-Jährigen die Musikauszeichnungen überreicht, die ihn immer daran erinnern sollten, dass er stolz auf das sein kann, was er tut. Auf das, was derzeit in der deutschen Musikindustrie passiert, kann und will Westernhagen jedoch ganz und gar nicht mehr stolz sein und zog nach der Echo-Verleihung in der vergangenen Woche die für sich einzig logische Konsequenz. Auf Facebook kündigte er die Rückgabe seiner sieben Echos an und erklärte diese Entscheidung sehr ausführlich:

Mit großem Interesse habe ich von Südafrika aus die peinlichen Vorkommnisse bei der diesjährigen ECHO-Verleihung und die darauf entstandene Debatte verfolgt. Die Verherrlichung von Erfolg und Popularität um jeden Preis demotiviert die Kreativen und nimmt dem künstlerischen Anspruch die Luft zum Atmen. Eine neue Stufe der Verrohung ist erreicht.

Westernhagen gibt Echos zurück und spricht ausdrückliche Warnung aus!

Es geht Marius Müller-Westernhagen offensichtlich nicht nur darum, das Geschehene zu kommentieren und damit die für sich logischen Kosequenzen zu ziehen. Vielmehr spricht der Musiker, der seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne steht, eine ebenso deutliche Warnung aus:

Künstler haben eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Sich hinter künstlerischer Freiheit zu verstecken oder kalkulierte Geschmacklosigkeiten als Stilmittel zu verteidigen, ist lächerlich. Provokation um der Provokation willen ist substanzlos und dumm. Und eine Industrie, die ohne moralische und ethische Bedenken Menschen mit rassistischen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Positionen nicht nur toleriert, sondern unter Vertrag nimmt und auch noch auszeichnet, ist skrupellos und korrupt.

Klare Worte des Mannes, der sich mit dieser Protest-Aktion seinem „geschätzten Freund und Kollegen Klaus Voormann” anschließt. Voormann wurde vergangenen Donnerstag bei der Verleihung mit dem Echo für sein Lebenswerk ausgezeichnet, machte aber gestern bekannt, mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Auszeichnung, auf diesen Preis verzichten zu wollen.

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Nicht nur Westernhagen gibt seine Echos zurück …

Marius Müller-Westernhagen und Musikerkollege Klaus Voormann sind nicht die einzigen Künstler, die sich in den letzten Tagen klar und deutlich von dem Preis sowie von der Veranstaltung an sich distanziert haben. Bereits am Sonntag gingen die vier Klassik-Musiker des Notos Quartetts den für sie einzig konsequenten und richtigen Schritt und kündigten die Rückgabe ihres Preises an, der ihnen im vergangenen Jahr überreicht wurde. Und damit nicht genug: Auch der Dirigent Enoch zu Guttenberg sowie der Pianist Igor Levit wollen ihre Trophäen nicht länger behalten und gaben sie ebenfalls zurück.

Eines ist sicher: Der Skandal und die damit einhergehende Diskussion um die Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang mit dem Echo wird auch in den kommenden Tagen weiterhin hohe Wellen schlagen. Bleibt also abzuwarten, wie viele Künstler sich noch entschieden gegen die Preisverleihung stellen und was in Zukunft aus der einst begehrten Veranstaltung wird …

Hier lesen! Kommentar: Wie viel Sexismus steckt in der Musik wirklich?

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