Als sozialistischer Vordenker hat Karl Marx die Geschichte der Neuzeit mitgeprägt wie nur wenige andere Persönlichkeiten — anlässlich seines 200. Geburtstags stellt sich unweigerlich die Frage: Ist das Werk von Karl Marx heute noch aktuell?

So viel steht fest: Seit der weltweiten Finanzkrise vor gut zehn werden die Auswirkungen eines ungehemmten Kapitalismus in allen Teilen der Gesellschaft kritischer hinterfragt als je zuvor — und da Marx schon im 19. Jahrhundert in seinen zentralen Werken Das Kapital und Das kommunistische Manifest viele Schattenseiten dieser ökonomischen Herangehensweise erkannt hat, scheint es auf der Hand zu liegen, dass seine Thesen und Ansätze durchaus einen konkreten Bezug zur Gegenwart haben.

Auf der anderen Seite darf man keinesfalls vergessen, dass die Welt und auch der Kapitalismus zu Marx’ Zeiten völlig anders waren, als heute — alle seine Aussagen waren keine Prophezeiungen, sondern einzig und allein am gesellschaftlichen und politischen Status Quo ausgerichtet — von daher kommt man bei der Beschäftigung mit seinen Thesen kaum drumherum, diese auch historisch einzuordnen und — wenn man sie in einen aktuellen Kontext setzen will — sie quasi neu zu „übersetzen”.

Karl Marx heute: Er polarisiert nach wie vor

Das ist der Tenor vieler politischer Kommentatoren und von Politikern wie etwa der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles, die heute bei der Enthüllung einer Marx-Statue und der Eröffnung eines „Karl-Marx-Hauses” in dessen Geburtsstadt Trier hielt. Dass es bei dieser Gelegenheit sowohl zu Pro- als auch zu Anti-Marx-Demonstrationen kam, ist Beleg genug, dass das Werk des deutschen Philosophen heute noch die Gemüter erhitzt und dementsprechend Relevanz hat!

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des eisernen Vorhangs scheint es zumindest möglich, sich Karl Marx heute inhaltlich auch ohne die direkte Assoziation mit dem Sowjet-Kommunismus zu nähern — und seine durchaus richtigen und wichtigen Gedanken über das Verhältnis zwischen Arbeiternehmer und Arbeitgeber etwas unvoreingenommener zu lesen. Auch ohne direkten Bezug zum Unrechtsregimen bleibt einem auf der anderen Seite nicht verborgen, dass die Idee von der Abschaffung von Privateigentum kaum ohne gravierende neue Probleme und Ungerechtigkeiten möglich wäre — auch wenn man sie theoretisch für strebenswert hält.

Alleine, um die dazu anzuregen, sich Gedanken über das Verhältnis zwischen Kapitalismus, ökonomischen Zwängen, Gerechtigkeit und dem eigenen Leben zu machen, ist Karl Marx heute nach wie vor wichtig — egal, wie man zu seinen Thesen steht!

Du hast dich erfolgreich bei 2glory angemeldet.
Willkommen zurück! Du hast dich erfolgreich angemeldet.
Großartig! Du hast dich erfolgreich registriert.
Dein Link ist abgelaufen
Geschafft! In deiner E-Mail findest du den magischen Link zur Anmeldung.