Das Echo verhallt, Deutschlands Grammy ist Geschichte. Stopp. Deutschland hatte nie eine grammywürdige Preisverleihung. Richtiger wäre: Deutschland ist um eine Verkaufsveranstaltung ärmer, und niemand wird sie vermissen. Ein Kommentar.

„Der ECHO war ein deutscher Musikpreis (…)”. Selbst bei Wikipedia wurde der Artikel über den Musikpreis bereits im Präteritum umgeschrieben. Als ob es nicht schnell genug gehen konnte. Tragisch, oder besser ironisch: Ausgerechnet am aktuell so populären deutschen Hip-Hop ist der ECHO gescheitert. Da hat der Gangsta-Rap den Musikpreis einfach mal abgesägt. Schräg, aber igrendwie passend. Dabei wäre der Musikpreis durchaus zu retten gewesen, wenn der sogenannte Ethikrat die Herren Kollegah und Farid Bang gar nicht erst mit ihren antisemitischen Zeilen nominiert hätte. Doch das Problem lag in den Regularien. Im Gegensatz zum ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ ist die Basis für die Nominierung eines Pop-ECHOs die Verkaufszahl der Nominierten.

Nach Echo: Drittgrößter Musikmarkt braucht eine würdige Preisverleihung

Nun könnte man sagen, die Verkaufszahl ist doch ein prima Abbild der Gesellschaft und eine Jury-Nominierung, etwa wie beim Grammy oder Oscar, nur elitärer Kritiker-Humbug. Wer die US-Popkultur kennt, weiß, dass das so nicht stimmt. Im Gegenteil, ein vermeintlich basisdemokratischer Preis, wie der ECHO einer war, ist schlicht reaktionär und alles andere als innovativ. Ein Musikpreis sollte auch Verantwortung übernehmen, und zwar in zweifacher Hinsicht. Zum einen sollte eine Preisverleihung keine Plattform für Künstler bieten, die sich durch antisemitische, rassistische oder frauenfeindliche Äußerungen hervortun. Alles, was unter dem Deckmantel Kunstfreiheit fällt, ist deswegen noch lange nicht preiswürdig. Zum anderen sollte ein Musikpreis wegweisend sein, neue Trends aufspüren, Künstler fördern und die Entwicklung der Musikwelt mitgestalten.

Der Echo ist tot, es lebe der Musikpreis

Deutschland braucht einen Musikpreis. Immerhin sind wir marktwirtschaftlich gesehen das drittgrößte Musikland, nach den USA und Großbritannien. Allerdings brauchen wir einen Musikpreis, auf den man stolz sein kann. Etwa weil wir wissen, dass atemberaubende Performances und Kollaborationen zu sehen sein werden, weil Musikgeschichte geschrieben wird, weil Musik und Künstler im Vordergrund stehen werden — und nicht rückwärtsgewandte Verkaufszahlen. Der Musikpreis als Trendsetter, als Indikator für das Potenzial, das in den Tiefen der deutschen und internationalen Musikszene schlummert.

Der jüngste Skandal um Kollegah und Farid Bang und zahlreiche zurückgegebene Echo-Preise, sind nur die letzten Tropfen, die das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen gebracht haben. Die Abschaffung des ECHOS war somit eine richtige Entscheidung und der einzig richtige Schritt für einen Neuanfang. Ein Neuanfang, der auf der offiziellen Webseite des ECHOS übrigens bereits angekündigt wird.

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