Aldi zieht den Stecker: Warum der Discounter seinen Online-Shop schließt

Aldi zieht den Stecker: Warum der Discounter seinen Online-Shop schließt

Nach nur wenigen Jahren ist Schluss: Aldi Nord und Aldi Süd beenden ihr gemeinsames Online-Shop-Experiment. Was im Jahr 2021 als großer Schritt in die E-Commerce-Welt begann, endet nun mit einer Kehrtwende zurück zum Kerngeschäft. Warum steigt der Discounter aus dem Online-Handel aus, welche Folgen hat das für die Branche – und wie reagieren Kunden sowie Experten auf diesen Schritt? Ein Blick auf Hintergründe, Reaktionen und die digitalen Zukunftspläne von Aldi.

Schluss im Herbst: Aldi kündigt das Online-Shop-Aus an

Der gemeinsame Aldi-Online-Shop wird geschlossen. Noch bis Ende September 2025 können Kunden bestellen, dann ist endgültig Schluss. Die offizielle Ankündigung der Unternehmen erfolgte im Herbst 2024. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Handelsriesen, man wolle sich wieder voll auf das Kerngeschäft und den stationären Handel fokussieren. Mit anderen Worten: Anstatt weiter in den verlustreichen Webshop zu investieren, konzentriert sich Aldi künftig auf seine Filialen und klassischen Stärken im Discount-Geschäft vor Ort.

Für die treuen Online-Kunden von Aldi bedeutete die Ankündigung zunächst eine letzte Frist: Bestellungen im Online-Shop waren noch bis zum 30. September möglich. Über Newsletter und Hinweise auf der Website wurden Käufer darüber informiert, dass es sich um eine „Letzte Chance“ handelte. Danach ist endgültig Schluss – rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Aldi E-Commerce GmbH verlieren durch die Schließung ihre Jobs. Betroffen ist ausschließlich das Non-Food-Onlineangebot. Lebensmittel konnte man im Aldi-Shop ohnehin nicht bestellen, und andere digitale Dienste wie Aldi Talk (Mobilfunk), Aldi Reisen oder Aldi Foto bleiben weiterhin bestehen. Auch die Smartphone-Apps und Webseiten von Aldi Nord und Süd mit Angeboten und Informationen sollen fortgeführt werden – nur der eigentliche Verkauf von Waren über den Webshop wird eingestellt.

Nicht profitabel: Wirtschaftliche und strategische Hintergründe

Die Entscheidung kommt nicht ganz überraschend, blickt man auf die wirtschaftlichen Kennzahlen des Online-Projekts. Der gemeinsame Aldi-Online-Shop war 2021 gestartet worden, schrieb aber seit seiner Gründung kontinuierlich Verluste. Laut Unternehmensangaben war das E-Commerce-Geschäft schlicht „nicht profitabel“. Brancheninsider untermauern dies mit konkreten Zahlen: Im Jahr 2023 erzielte die Plattform einen Umsatz von nur rund 33,9 Millionen Euro – ein sehr geringer Wert gemessen am Aldi-Konzernumsatz. Trotz Kostensenkungen blieb der Online-Shop defizitär: Der Jahresverlust konnte zwar von über 9 Millionen Euro im Vorjahr auf etwa 4,8 Millionen Euro halbiert werden, aber die schwarze Null war noch nicht erreicht.

Unsere Recherchen zeigen jedoch auch ein differenzierteres Bild:

Die Aldi-Webseite verzeichnet monatlich über 500.000 organische Besucher, was zunächst sehr vielversprechend klingt. Jedoch stagniert der Zuwachs seit Oktober 2023 deutlich. Betrachtet man zudem nur den Traffic, der nicht direkt nach Aldi sucht („Branded Keywords“ ausgenommen), bleiben monatlich nur etwa 80.000 Besucher übrig.

Diese Zahl ist im Vergleich zur Größe des Teams, das Aldi für den Online-Shop aufgebaut hatte, äußerst gering und erklärt, warum sich die Verkaufszahlen trotz des hohen Gesamt-Traffics nicht positiv entwickelten.

Strategisch standen die Verantwortlichen vor der Frage: Wie viel Aufwand und Geld ist Aldi bereit, in den Online-Handel zu stecken? Aldi scheute letztlich die erheblichen Investitionen, die nötig gewesen wären, um im E-Commerce mit Giganten wie Amazon oder den aufstrebenden Billig-Plattformen Temu und Shein mitzuhalten. Tatsächlich hatte Aldi mit seinem Online-Shop ein sehr begrenztes Sortiment (hauptsächlich Aktionsware und Technik) und kein flächendeckendes Liefernetz für Lebensmittel. Der Discount-Riese ist traditionell darauf spezialisiert, Kosten zu minimieren – doch ein erfolgreiches Online-Geschäft erfordert hohe Anfangsinvestitionen in Logistik, IT und Marketing. Diese Gratwanderung zwischen Discount-DNA und Digitalgeschäft erwies sich als schwierig. Aldi betont, man konzentriere Ressourcen lieber wieder auf die Filialen, wo das Unternehmen seit Jahrzehnten Marktführer im Preise-Unterbieten ist. Einfach gesagt: Das Management zog die Reißleine, bevor der Online-Shop ein Fass ohne Boden wird.

Folgen für den Wettbewerb: Discounter im Online-Handel unter Druck

Aldis Ausstieg wirft die Frage auf: Was bedeutet das für die Wettbewerbslandschaft im deutschen Online-Handel, vor allem im Non-Food-Bereich? Zunächst einmal verschwindet mit Aldi einer der bekanntesten Namen aus dem E-Commerce – allerdings war dessen Marktanteil ohnehin gering. Die großen Gewinner könnten Mitbewerber sein, die bereits stärker in diesem Geschäft etabliert sind. Allen voran Lidl: Der Erzrivale im Discount hat seinen Online-Shop konsequent ausgebaut und fährt damit deutlich größere Erfolge ein. Lidl bietet online inzwischen nicht nur Aktionsware wie Elektronik und Haushaltsgegenstände an, sondern auch Kleidung, Wein und gelegentlich sogar haltbare Lebensmittel – und das offenbar mit Erfolg.

Für Lidl bedeutet Aldis Rückzug einen Konkurrenten weniger im digitalen Raum. Die Online-Kunden, die bisher bei Aldi Technik oder Gartenmöbel bestellt haben, dürften künftig eher zu Lidl oder zu Online-Generalisten wie Amazon abwandern. Gerade Amazon bleibt der unangefochtene Gigant: Amazon.de setzte 2023 in Deutschland rund 14,7 Milliarden Euro um, ein Vielfaches aller Discounter-Aktivitäten im Netz. Allerdings ist Aldis Rückzug ein Signal innerhalb der Handelsbranche. Er zeigt, dass selbst Branchengrößen nicht automatisch online reüssieren – besonders nicht im harten Preiskampf-Segment.

Verbraucher und Experten reagieren: Zwischen Enttäuschung und Verständnis

Die Reaktionen auf Aldis Online-Shop-Schließung fielen gemischt aus. Einige Verbraucher zeigten sich enttäuscht: Sie hatten den Aldi-Onlineshop genutzt, um günstig an Aktionsartikel oder sperrige Waren zu kommen. Experten zeigen Verständnis für Aldis Schritt, sehen andererseits aber auch Risiken für die Zukunft. Kurz gesagt: Aldi droht den Anschluss zu verlieren, sollte Online irgendwann doch zum Muss im Discount werden.

Zukunftsperspektiven: Wie geht es digital weiter bei Aldi?

Aldi beendet zwar seinen zentralen Online-Shop, komplett den Rücken kehrt das Unternehmen dem E-Commerce aber nicht. Digitale Plattformen wie Reisebuchungen, Fotoservice oder Mobilfunk bestehen weiterhin. Aldi hält sich Optionen offen – denkbar wäre künftig etwa Click & Collect oder ein neuer Anlauf mit strategischen Partnerschaften. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob diese konservative Digitalstrategie aufgeht.

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